Ich hab Lust, mal eben ein kleines Loblieb auf die (2025er) Alp 4.0 zu singen.
Wie Ihr ja (oder auch nicht) wißt, bin ich allerblutigster Offroad-Anfänger und habe mir die Alp vor ein paar Wochen aus Neugier zugelegt. Und habe nach ein paar Kilometern Schotterwege beschlossen: das muß ich mir mal richtig zeigen lassen. So buchte ich in richtiger Einschätzung meiner Kondition (nur) einen Tag in Marisfeld in Thüringen, da sollte es auch einen Enduro-Kurs geben. Und ich schrieb dick und fett "Anfänger" in die Anmeldung rein.
Also ein paar Klamotten gekauft, mein Straßenhelm erschien mir etwas unpassend (das erwies sich als sehr gute Entscheidung), dazu hübsche Schuhe. Ein bißchen Werkzeug in eine Kiste geworfen, Butterbrote geschmiert, Wasserflaschen gefüllt, Mopped auf den Anhänger geschubst und total blauäugig los.
In Marisfeld angekommen, da hab ich erstmal etwas unsicher geguckt, weil ich von der Atmosphäre (die Teilnehmer kannten sich wohl größtenteils) angenehm überrascht war, ich fühlte mich da etwas fremd. Aber das legte sich sehr bald. Abends habe ich dann noch die Spiegel abgeschraubt (ein sehr weiser Hinweis des Veranstalters) und ein wenig Luft aus den Reifen gelassen.
Nach einer durchwachsenen (es war kalt!) Nacht, die ich im Auto verbracht hatte (mein Mikro-Wohnmobil: Sitzbank umgeklappt, eine Spanplatte drauf, Isomatte -> *schnarch*) ging es morgens mit der Fahrerbesprechung los. Allgemeines. Es war ein Trainer ausgefallen und so wurde ich als allerblutigster Anfänger aus der größeren (gemütlicheren?) Reiseenduro-Gruppe in die Gruppe mit den leichten Moppeds einsortiert. Und ich bekam Angst: Zweitakter, Wüstenrallye-Aufkleber und dazwischen meine Rote Rübe.
Ein wenig Aufwärmgeräkel und dann ging es aufs Gelände. Da bin ich hingekommen, hatte aber schon ganz gut zu tun. Das Gelände bestand aus steinhart aufgetrocknetem Lehm mit eingebetteten und auch losen Steinen, teilweise lehmige, angetrocknete Wiese mit Hubbeln und Löchern, die die weidenden Kühe da reingetreten hatten. Und auf den Strecken teilweise hübsche Erosionsrinnen und Spurrillen. Öööhhhh... Na dann.
Ein Slalom auf der Buckelwiese. Ich schwitzte. Weil das Vorderrad immer in irgendeinem Loch festhing, ich bekam den Lenker nicht richtig gedreht. Anders, als auf Schotter oder auf der Straße...
Dann ein enger Slalom an der seichten Kante eines Hangs. Trainiert werden sollten Blickführung und das Spielchen mit dem Druck auf die kurvenäußere Raste (wenn ich mich richtig erinnere, ist so lange her, das war gestern Vormittag ;-) ). Da hab ich mich ausreichend dusselig angestellt, daß der Trainer dann auch merkte, daß er für mich im Programm etwas zurückspulen muß.
Also bekam ich mein eigenes Stück Buckelwiese und übte auf dem Gehoppel das Arbeiten mit Gas und schleifender Kupplung gegen die beiden Bremsen. Und dann ging auch der Slalom weniger schlecht, ich hab dann sogar ein paar Hütchen am Hang geschafft.
Dann kam das Überwinden von Gräben mittels einen kurzen Gasstoßes. Ich übte das an einer blank- aber kaum ausgefahrenen Stelle, das bekam ich aber mit der Koordination noch nicht so hin. Ist was für das Üben zuhause, jetzt weiß ich ja auch, was ich üben soll.
Nach der Mittagspause ging es wieder aufs Gelände, die Sonne schien nach Leibeskräften. Mir war warm, kein Wunder, ich hatte völlig ungeeignete Klamotten an. Es galt, einen kleinen, gewundenenen Pfad mit Steinstufen runterzufahren und dabei einen Baumstamm zu überwinden. Da hab ich lieber gründlich zugeguckt und dann eine Sonderversion erbettelt: für mich zeigte der Trainer dann den "Käfergang", den hab ich probiert. Sah sicher total lächerlich aus, aber ich war heil unten angekommen. Raufwärts hab ich mir sicherheitshalber gespart, so weit bin ich noch nicht.
Dann ging es weiter zur "Steil"auffahrt. Der Weg dorthin war für mich zu schwierig, meinte der Trainer. Also geleitete er mich über die Kuh-Buckelwiese und dann standen wir vor einer Mulde. Furchterregend tief, bestimmt zwei Meter ;-) . Aus der Erinnerung vielleicht 40 Grad Böschungswinkel. Grasbewachsen. Ich sollte mich einfach runterrollenlassen. Also hab ich mich todesmutig runterrollenlassen - und kam heil unten an.
Die Kollegen waren schon an der Steilauffahrt, auch hier lose Steine und in harten Lehm eingebettete Steine. Aber kaum "Stufen". Sah auf den ersten Blick nicht so furcherregend aus, da hätte ich ohne Anleitung versucht, langsam raufzutuckern. Wär' natürlich in die Hose gegangen. Ich sah mir an, wie die Erfahrenen das machten: mit ausreichend Gas, immer viel Zug und wenig Schwierigkeiten. Allerdings: je länger ich zusah desto mehr schisserte ich. Dann übten wir das Wenden am Berg, dann sollte es weitergehen. Allerdings oben. Hmmm. Dann muß ich.
Die Kollegen sprachen mir Mut zu, ich nahm den zusammen, bekam bei der kurzen Anfahrt sogar genug Geschwindigkeit, um in den zweiten Gang zu schalten und tuckerte (wie der Trainer meinte: mit noch zu wenig Gas) den Berg rauf. Ging doch
Dann gab es als letzten Punkt "schnellere Kurven". Da hab ich dann die Kollegen schneller machen lassen und die Strecke - Lehm mit Spurrillen und eingebetteten Steinen und ein paar Schotterstrecken und Felsplatten und leichten Steigungen und Gefällen - genutzt, um einfach ein paarmal rumzufahren und Vertrauen zum Mopped zu fassen. Nicht schnell, sondern lieber das Verhalten des Motorrads und der Reifen auf den teilweise schnell wechselnden Untergründen zu erspüren. Und die Alp hat mich nicht enttäuscht. Hat sie völlig klaglos mitgemacht (na ja, dafür soll sie ja auch gebaut sein), aber wichtiger war für mich, die noch in mir lauernde Unsicherheit abzutrainieren und das "Lesen der Strecke" zu üben. Und es wurde von Runde zu Runde entspannter. Allerdings wurde die Strecke von Runde zu Runde bekannter...
Dann war der Spaß aus. Abschlußrunde und die, die noch wollten, durften ein paar Stündchen frei fahren. Ich gönnte mir noch drei gemütliche Runden auf der Strecke, mal nicht übertreiben, aber ich fühlte mich erstaunlich wohl.
Dann war es genug für den ersten Tag Offroad. Mopped verladen, Zeug ins Auto geschmissen, herzliche Verabschiedung und ab nach Hause. Dann noch das Mopped abgeladen und in den Schuppen geschoben (schiebt sich doof auf Asphalt, mit so 1 bar Luft im Reifen...), geduscht, Feierabend. Ich hab gut geschlafen ;-)
Und?
- Es hat Spaß gemacht, war für mich aber auch wahnsinnig anstrengend und herausfordernd.
- Und wenn man ehrlich ist: ich war da total falsch. Denn ich bin Anfänger. Anfänger ohne Vorkenntnisse - 40 tkm Straße, 20 km geschotterter Feldweg. Und das Gelände ist schon was Anderes als ein geschotterter Parkplatz, der Trainer warnte immer davor, den Acker dort zu unterschätzen. Aber der Trainer hat mir durch die Extrawürste wahnsinnig viel beibringen können. Und ich habe Abschnitte geschafft, die ich nie für möglich gehalten hätte. Und viel Gefühl und Vertrauen für das Mopped erfahren. So falsch war ich also doch nicht ;-)
- Trotzdem müßte ich noch einen "soften" Anfängerkurs machen, der detaillierter auf die grundlegenden Techniken eingeht. Das nicht alles vermittelt zu haben, laste ich aber dem Kurs nicht an. Ich hab den (etwas blauäugig) gebucht, weil der in erreichbarer Nähe war und nicht erst irgendwann spät im Jahr.
- Und das Mopped ist tapfer. Ich hab das bestimmt sechsmal hingelegt, glücklicherweise immer neben die Kuhfladen. Und größere Schäden hat sie nicht einstecken müssen. Ich glaub, der Lenker ist etwas krumm... Macht nix, die Gute muß ohnehin bald zur Erstinspektion.
- Und was ich jetzt weiß: ich mache keine Straßenreifen drauf ;-)