…genau twinshocer. Und das bei beiden, neuem und altem Modell.
Darum:
Wie ich zu einer weiteren ALP 200 kam
Nach 11 Jahren auf meiner „Alten“
ALP 200
(siehe auch Beitrag #8, #10, #18,# 20, und Galerie ALP 200, Reisen. (Deko stellt seine ALP 200 vor ab Jan. 2014 mit Fotos),
überlegte ich was ich wohl fahren wollte, wenn sie einmal ihren letzten Tackt verbrannt hatte.
Soviel Zeit und Erlebnisse verbinden natürlich.
Es sollte also das gleiche Modell sein, auch damit ich die Komponenten die sich bewährt haben direkt übernehmen könnte. Auf der „neuen“ ALP 200 mit 12 oder 13er Ritzel zur Arbeit oder sonst wo hin zu fahren schied aus. Sie sollte artgerecht im Gelände bewegt werden was sie besser als die „Alte“ kann. Sie ist einfach etwas knackiger, direkter.
Das alte Modell ab 2000 hat trotzdem seinen ganz eigenen Charme und auch einige Vorzüge gegenüber dem Nachfolgemodell ab 2007 soweit es die Nutzung betrifft die mir vorschwebte:
– größerer Tank mit ca. 8,6 l (gut für Touren) statt 6 l (nicht so gut für Touren).
– Umschalten auf Reserve heißt noch ca. 80 Km möglich, statt: gleich ist Schluss).
– Gute Zugänglichkeit zu Batterie, Werkzeug und Luftfilter (1 ! Schraube, (gut für
Touren), statt 9 Schrauben,
12 Unterlegscheiben, 6 Hülsen und gefühlten 2 Stunden Zeitaufwand (nicht gut für Touren).
– Eine etwas niedrigere Sitzhöhe (gut für kurze Beine)
,
– mechanischer Tacho
(siehe unten).
– Choke besser zugänglich, selbst mit Handschuhen.
– Motorausbau wesentlich schneller als an der Neuen (sagt mein Händler, nachdem der Kabelbaum ausgewechselt war, der wegen
korrodierter Minuspol-Schraube im Luftfilterkasten einen Schmurgelbrand
an kontaktsüchtigen Kabeln des abgerissenen Tachos
verursacht hatte
),
– Die Plastikqualität scheint besser zu sein (Bisher hat nur einmal ein mecklenburgischer Ast den Luftfilterdeckel perforiert- was für ein
Sound-. Habe danach aber auch keine Rehe mehr gesehen bis ein neuer Deckel drauf war).
Ich suchte also eine gebrauchte ALP 200 ab Jahrgang 2000 mit möglichst wenigen Kilometern um die Kontinuität meiner Tourenabsichten optional zu wahren.
Fündig wurde ich über "mobile-de", 80 Km südlich von Mailand
. Am Telefon klang alles recht plausibel. Trotzdem, Italien südlich von Mailand: Gangster
oder Händler
?
Auf der 12 Stunden Fahrt am 3. Januar dorthin (hoffentlich Schneit es in der Schweiz nicht) war Zeit genug den Vorurteilen – Überlegungen über die jahrhundertealte Handelskultur der Italiener gegenüber zu stellen – und ihnen zumindest eine Change zu geben. Der persönliche Kontakt, Luigi fährt selbst gerne im Gelände, und das was neben geschätzten 200 anderen Motorrädern in der Halle stand (Moto Guzzi 1 u. 2 Zylinder, Laverda, 750 SF, Ducatis, auch 350er Scrambler mit Desmodromik (einige der wenigen Desmos- Einzylinder, u.
u. u., ließ meine Bedenken auf eine realistische Ebene herunterkommen. Luigi sucht Käufer, keine Opfer
!
Eine der am besten erhaltenen Motorräder in der Halle schien mir eine 2002er ALP 200 zu sein. 2.503 Km auf dem Tacho, etwas Sandpatina des Po-Flussbettes lag wie ein Hauch auf den Felgen. Wo mein Finger Staub wegwischte wurde blankes Metall sichtbar. An Stellen die bei meiner "Alten" (ALP) mit verkrusteten Ablagerungen des heimischen Bergbaus wie mit Pusteln überwachsen waren, offenbarte sich hier, nur unter einem Hauch von geschichtsträchtigem Po-Staub, glänzendes, unversehrtes Metall, - Edelmetall-. Na ja!. Die Batterie war platt. Dreimaliges treten des Kickstarters brachte sie zum erwachen. Das Prötteln war wegen der warmlaufenden Ducati Diablo kaum zu hören. Die Probefahrt über den Hof erinnerte mich an die erste Fahrt auf einer ALP 200 im November 2001. Lahmer Motor, quietschendes Federbein…… .Gekauft
.
Wegen Kratzern im Tank und auf dem Seitendeckel bekam ich sie für € 1.900. Die Fahrtkosten wurden leider nicht verrechnet. Luigi war dann noch wirklich nett, fuhr mich in 20 Minuten zur Bank, wo ich nun eine vom italienischen Staat geforderte "Einzahlungsidentität" ausgestellt bekam mit der ich mögliche, zukünftige Motorräder ganz unbürokratisch bezahlen kann. Während der einstündigen Wartezeit
auf die Kopie meines Personalausweises,
des Kaufvertrages,
der Papiere des Motorrades und der Aushändigung einer Einzahlungsquittung des von mir eingezahlten Geldes auf ein bankeigenes Konto, der Ausstellung eines Schecks an Luigi, dessen Eingabe des Schecks bei der Bank, der Gutschrift der Bank auf sein Konto (...wir buchen sofort…) sowie der Auszahlung des Geldes an Luigi, legitimiert durch Karte und Handscann, unterhielten wir uns über die Auswirkungen von Antikorruptionsgesetzen durch den Italienischen Staat und deren Auswirkungen auf die real existierende Wirtschaft -auf Englisch-.
Nachdem wir die Bank und den düster dreinblickenden Wachmann durch die doppelt gesicherte Tür - Prinzip Einpersonenschleuse verlassen hatten, lud mich Luigi auf einen Kaffee in die gegenüberliegende Bar ein. "Das wird aber dann spät heute" dachte ich. Hinsetzen Kaffeetrinken reden -auf Englisch-, weiteres über die Knebelattacken des Staates hören…. . Kaum war der Kaffee an der Bar serviert, war er auch schon weg. Ich musste mich beeilen. Beim verlassen der Bar warf ich noch eine Blick auf die Tür der gegenüberliegenden Bank. Konnte sie sich in der Zeit schon geschlossen haben? Ich war mir nicht sicher. Die italienischen Banken sollten von ihren Barkollegen lernen!
Außerdem glaube ich Italiener kämen mit einer Kaffeebar in einer Drehtür gut zurecht. No problemo!!
Ach ja, dann fuhr mich Luigi in 20 Minuten durch die Umgebung des Pos wieder zu seiner Halle. ALP einladen, erst jetzt war sie ja mein, und nun eine 20 minütige Fahrt in die benachbarte Kreisstadt zu dem Automobil-Club mit dem er eine spezielle Vereinbarung getroffen hatte. Statt 2 Tage auf die Papiere zur Ausfuhr des Bikes durch die Stadtverwaltung warten zu müssen hatte er die Papiere vom Büro aus zum Italienischen ADAC, gefaxt. Diese beglaubigten die Dokumente und stellten ein blumiges Dokument, wie für den Erwerb einer Jugendstilvilla aus. Luigi hat gute Verbindungen und scheint diese zu pflegen, wie auch immer.
Er verabschiedete mich noch im Büro des Automobilclubs „ ... ich habe da noch was zu besprechen...“ .
Ich war dann doch etwas verblüfft, das ich nach 2 Minuten wieder auf der Straße stand. . Inzwischen war es 17:30 Uhr geworden. Zeit für die Rückfahrt, westlich die untergehende Sonne, gelb, orange dann blutrot
.
Dann also die Grenze bei Chiasso.
Hoffentlich fragen die italienischen Grenzbeamten nicht nach den Ausreisepapieren, die Schweizer würden verständigt, Kaution für die Durchfahrt eines in der EU gekauften aber nicht zugelassenen Motorrades wäre fällig, und bei Ausreise bei Basel wieder rück zu verlangen. Das könnte und würde Stunden dauern.
Luigi hatte mir einige Stories erzählt, Zeit genug hatten wir ja. – Grauenhaft –
. Die Italiener hoben nur anerkennend den Daumen als ich an ihnen vorbeifuhr (Bella Moto di Italia). Bella Italia! ...dachte auch ich.
Die Schweizer waren sich selbst genug und im Gespräch vertieft.
Durchatmen, alles wird gut!
Übernachtung in der Schweiz, keine Probleme mit Schnee oder Eis. Bei der Einreise nach Deutschland fand ich die Ignoranz der Schweizer wie der Deutschen schon fast beleidigend. Samstagabend, 4. Januar zurück.
Na also, geht doch!
In der folgenden Zeit wurden bei "Neuen" ALP die Schwingenlager, wie auch zum 3. Mal die der "Alten" getauscht, die Schwinge gestrahlt und Kunststoffbeschichtet (wie auch bei der "Alten"), sorgsam der italienische Staub (wie auch die Pusteln an der "Alten") entfernt, eine neue Kette aufgezogen (kaum Schmutz unter dem Plastik der Ritzelabdeckung), hier ein bisschen gewienert (nein wie das glänzt) dort ein Tropfen Öl angeboten (ist ja alles noch wie neu), beim Händler prüfen lassen ob ich die Schrauben auch an der richtigen Stelle verschraubt und fest genug (-zu fest?) angezogen hatte, Motoröl-, und Bremsflüssigkeit wechseln lassen. Und TÜV musste ja noch gemacht werden. Luigi hatte mir wie versprochen die Euro-Dingsda zuzuschicken. 3 Wochen nach Kauf war sie da. Danke Luigi, auf dich ist Verlass!
Auf den deutschen TÜV auch
. Es bedurfte noch eines von Beta ausgestellten Datenblattes, Dank an die Beta Deutschland Vertretung. Das Teil war schneller da als meine sehnsüchtig erwartete rote Lampenmaske. Und,- das Typenschild ist schlecht ablesbar
- und muss erneuert werden.
Bin gespannt, wann das aus Italien eintrifft. Ich hoffe vor dem nächsten TÜV 2015
.
Was noch fehlt? Der angekratzte Tank wird noch lackiert, ebenso der Seitendeckel. Die sich z. T. ablösenden Dekorstreifen werden durch neue, schon bereitliegende, ersetzt. Dann sollte sie aussehen wie Neu und das ist sie ja eigentlich auch. Zumindest für mich! Und dann ? – kommt die Decke drüber–, aber ich bin sicher: ihre Tage werden kommen!